Museums and contested histories – Saying the unspeakable in museums

Spurensuche. Mut zur Verantwortung!

Liest man die Theorie zum Motto nach – insbesondere in der deutschsprachigen Ausformulierung -, erkennt man, dass sich unreflektiert in erster Linie historische Museen risikofrei betroffen fühlen können.

Für Kunstinstitutionen bedarf es schon einer vorsichtigen Umformulierung der Definition des Begriffs Verantwortung, weil sonst die Gefahr besteht, die Forderung nach Mut zur Verantwortung als Verpflichtung zur Bevorzugung künstlerischer Manifestationen direkter Kritik an politischen – historischen oder aktuellen – Entwicklungen misszuverstehen, an ihrer wesentlichen Aufgabe – der unbestechlichen Aufarbeitung und Präsentation des gesamten Spektrums von Kunst, die untrennbar auch mit Lobbyarbeit für die Freiheit der Kunst verbunden ist – vorbeizugehen und in eine kultur-/kunstpopulistische Sackgasse zu geraten.

Die Folge einer Fokussierung der Verantwortlichkeit von Kunst, hier in einer relativ engen Interpretation des Begriffs “unspeakable”, auf realpolitische Aspekte des gesamten kulturellen Spektrums ist aber schon längst, dass Künstler*innen vorauseilend aus karriere- und subventionstaktischem Kalkül sich vorzugsweise mit dieser eingeschränkten Thematik beschäftigen, und dass Kunstrezipient*innen und Studierenden suggeriert wird, dass Kunst sich auf jeden Fall mit historischen und/oder aktuellen sozialen und politischen Unsäglichkeiten zu befassen hat.

Ohnehin können sich Künstler*innen, egal, in welcher kulturellen Umgebung welcher Common Sense gerade Mode ist, vor Aufforderungen, genau diesen in ihrer Arbeit zu transportieren, kaum retten. Die Feinde der Freiheit der Kunst melden sich dabei aus ausnahmslos allen Lagern des politischen Spektrums und oft genug aus Kreisen, die es eigentlich besser wissen müssten.

Diese Freiheit der Kunst der wissenschaftlichen Aufarbeitung voranzustellen, ist für alle Kunstinstitutionen die geeignetste Gelegenheit, in Sammlungs- und Ausstellungspolitik Mut zur Verantwortung zu beweisen:

Kunst muss gar nichts, kann aber viel mehr und saying the unspeakable bedeutet demnach nicht, Kunst (nach Wittgenstein ohnehin per se “unaussprechlich”) zu präferieren, die soziale oder politische “Schattenseiten der Geschichte und Zeitgeschichte” thematisiert, sondern weit darüber hinausgehend Kunst zu begleiten, die von sich aus den Begriff des Unaussprechlichen erweitert auf das Unerhörte, Schonungslose – oder zumindest auf das radikal-eigenständig Innovative.

Die GrafZyxFoundation jedenfalls setzt hier mit ihrem transdisziplinären Ausstellungsprogramm im TANK 203.3040.AT an, geht in diesem Sinn diesmal der neueren Medien-Kunstgeschichte an die Substanz und zeigt an beiden Tagen in der TANKstelle Videokunst aus der vordigitalen Zeit: unsere Edition Nomaden der Zeit • Echo der Vergangenheit – österreichische interdisziplinäre Kunst von 1968 bis 1990.